Herr Krit interviewt Blogger und Netzleute
21. Februar 2005
Manuela Hoffmann aus Berlin ist freiberufliche Mediengestalterin. Auf ihrer Website pixelgraphix bietet sie hilfreiche Artikel rund um das Webworking, stellt zahlreiche Links vor, bloggt Texte und Fotos, verschenkt ein Iconset für Weblogs und unterstützt tatkräftig den Browserliebling Firefox.
Herr Krit: Wie und wann hast Du das Bloggen entdeckt und was hat Dich motiviert, ein Weblog aufzumachen?
Manuela: Bis 2002 habe ich statische Webseiten erstellt und mich immer wieder geärgert, dass ich bei umfassenden Änderungen an meinen Webseiten regelmäßig Tabellen zerschossen habe. Also begann ich verschiedene Content Management und Weblog Systeme auszuprobieren. Ich fand Gefallen an nucleus und später pMachine. Im Vordergrund meines Interesses stand also in erster Linie die Technik, Informationen dynamisch ins Netz stellen zu können. Auf meinen Streifzügen durch das Netz auf der Suche nach dem besten Tool oder der coolsten Erweiterung erwachte dann auch mein Interesse am Bloggen an sich. So startete ich surfgarden und schrieb auf, was mir im Netz so Interessantes unter die Maus kam. Über die positive Resonanz war ich sehr erstaunt und natürlich erfreut.
Hat man einmal Gefallen am systembasierten Publizieren gefunden, mag man nicht mehr ohne. Und so stellte ich Ende 2003 auch meine langjährige Präsenz auf pixelgraphix auf Weblog um.
Herr Krit: Aktuell favorisierst Du Movable Type. Warum?
Manuela: Einige meiner absoluten Favoriten wie stopdesign, simplebits, airbag oder hicksdesign verwendeten bzw. verwenden Movable Type. Im ersten Test erschien mir das MT Interface sehr ausgereift und übersichtlich. Die Featureliste konnte sich sehen lassen und Tipps, Tricks und Plugins gab es auch jede Menge. Die Möglichkeit, statische Seiten erstellen zu lassen fand ich sehr schön, denn ich war von meinem damaligen Provider nicht verwöhnt worden, was die Stabilität der MySQL-Unterstützung anging. Da ich nicht alle paar Monate ein neues System installieren wollte, beschloss ich erst mal, bei MT zu bleiben.
Nach anderthalb Jahren intensiver Beschäftigung mit der Software kenne ich sie recht gut und komme schnell zum gewünschten Ergebnis. Ich persönlich finde MT unheimlich adaptierbar und gut dokumentiert. Auch Updates verliefen immer ohne größere Probleme, was ich sehr wichtig finde. Natürlich gibt es immer auch Probleme und ich habe auch einen Wunschzettel für 6A, aber im Großen und Ganzen bin ich so zufrieden, dass ich auch schon Kunden mit MT versorgt habe.
Momentan fehlt es mir leider an Zeit und Ausdauer, tiefer in die Geheimnisse von Textpattern, WordPress und Co. einzusteigen.
Herr Krit: Seit 1999 arbeitest Du freiberuflich. Wie fing das an? War es geplant?
Manuela: Geplant hatte ich etwas ganz anderes, nämlich als Lehrerin für Englisch und Erdkunde in Berliner Schulen mein Unwesen zu treiben. Aber dann kam alles ganz anders: Während meines Studiums arbeitete ich nebenbei als studentische Hilfskraft. In dieser Zeit machte ich meine erste Bekanntschaft mit dem Internet. Damals zu reinen Recherchezwecken. Als die Bitte, eine Homepage zu erstellen, an mich herangetragen wurde, begann ich mir das nötige Wissen über verschiedene Suchmaschinen zusammenzutragen und fand schnell Gefallen daran.
Grafisch hatte ich mich eigentlich schon immer betätigt, meine Kreationen jedoch eher für mich behalten ;-). Auf meiner ersten eigenen Homepage bot ich Banner- und Logodesign dann kostenlos an und fand auch Interessenten. In dieser Zeit sprach mich dann die erste Agentur auf eine Zusammenarbeit im Bereich Grafikdesign an. Über die Jahre hat sich daraus eine kontinuierliche und wohltuende Zusammenarbeit entwickelt. Als ich mein Staatsexamen in der Tasche hatte, stellte sich die Frage nach dem Schulbetrieb gar nicht mehr und ich habe den Schritt in die Selbständigkeit bis heute nicht bereut.
Herr Krit: Was hat sich für Dich am freiberuflichen Leben geändert im Verlauf der 6 Jahre? Als Stichwörter zur Frage fallen mir Konkurrenzdruck, veränderte berufliche Anforderungen, Kundengewinnung, Arbeitsstil ein.
Manuela: Als ich anfing, kannte ich praktisch keine Zeiten. Ich habe solange an einem Auftrag gearbeitet, bis ich selbst 100 Prozent zufrieden war und meinen eigenen Geschmack getroffen hatte. Umso enttäuschter war ich dann auch, wenn mein Vorschlag beim Kunden keinen Gefallen fand. Im Laufe der Zeit habe ich mir angewöhnt, die Produktionszeit im Auge zu behalten und auch gezielt Pausen einzulegen bzw. den Computer zu einem bestimmten Zeitpunkt auszuschalten. Ich habe gelernt, meine Arbeiten aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und auf Kundenwünsche besser einzugehen. Sehr geholfen hat mir die räumliche Abgrenzung „zur Arbeit“ in einem Arbeitszimmer. Wenn man freiberuflich arbeitet, ist man für die Organisation der Arbeit und der Bürokratie immer selbst verantwortlich, was sehr anstrengend sein kann.
Ich habe gelernt, meine Arbeiten aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten
Da die Konkurrenz bekanntlich nie schläft und es viele Anbieter von Grafikdesign im unteren Preisegment gibt, die offenbar keine eigene Existenz unterhalten müssen, konzertiere ich mich verstärkt auf den Bereich Webdesign und hier v.a. das CSS-basierte. Meine Wege der Kundenakquise mag ich nicht so frei preisgeben, muss aber sagen, dass mein Weblog in der letzten Zeit recht hilfreich ist ;-).
Herr Krit: Womit wir nun über den Begriff CSS beim Thema Webstandards angelangt sind, die Dir ein großes Anliegen sind. Siehst Du Dich im Hinblick auf die Erstellung von Websites in der Minderheit unter den Webdesign-Anbietern? Mit welchen Argumenten versuchst Du potentielle Kunden zu überzeugen?
Manuela: Aktuell ist Webdesign, das sich nach Standards richtet, in Deutschland v.a. bei kleinen und mittelständischen Betrieben nicht die Regel. Was meine tägliche Arbeit angeht, muss ich sagen, dass vielen Kunden die Begrifflichkeiten z.B. auch aus aktuellen Print-Magazinen durchaus geläufig sind, die praktische Seite häufig jedoch nicht voll erfasst wird. Einige Kunden haben auch ganz praktische nachvollziehbare Probleme, da sie ihre Seiten selbst mit einen Webeditor bearbeiten und sich an das Tabellendesign gewöhnt haben. Sie möchten sich ungern „um“gewöhnen und erleben häufig einen Aha-Effekt, wenn ihnen praktisch vorgeführt wird, wie einfach es z.B. ist, eine Auflistung in CSS zu gestalten wenn man es vorher gewohnt war, mit Listenbildchen in Tabellen zu arbeiten.
Leider fruchten Argumente wie die bessere Benutzerfreundlichkeit von Standards-basierten Seiten z.B. durch Farb- und Schriftgrössenveränderung häufig seltener als das Argument, des schnelleren Ladens der Seite … Das finde ich schade.
Ich schicke interessierte Kunden gern auf meine Sammlung unter CSSHilfe oder sende ihnen spezifische Artikel, aus denen die Vorteile der Verwendung von Web Standards klar hervorgehen.
Meist ist es die Faszination für eine Sache verbunden mit einer ganzen Menge Spieltrieb
Herr Krit: Neben der CSSHilfe betreibst Du eine Reihe weiterer freie Projekte und in ihnen steckt viel Arbeit. Was motiviert Dich, was treibt Dich an?
Manuela: Das ist eine sehr gute Frage, die meine Familie auch gern beantwortet wissen möchte ;-). Meist ist es die Faszination für eine Sache verbunden mit einer ganzen Menge Spieltrieb. Ich finde es nicht schwer, neue Projekte aus dem Boden zu stampfen, da habe ich eine ganze Menge Ideen. Die wirkliche Herausforderung ist es, die Projekte am Laufen zu halten. Die meisten meiner Projekte erlauben Kommentare. So bekomme ich Feedback und allein das Wissen um eine stete Leserschaft ist eine schöne Motivation. Andererseits hatte ich z.B. gerade bei Firefox das Gefühl, ein wirklich wichtiges Thema unterstützen zu können. Das geht Dir sicher ähnlich. In Deiner hervorragenden Firefox-Anleitung steckt viel Liebe und Arbeit.
Herr Krit: Danke :-) – Zu Deinem Spieltrieb passt prima Deine Freude an Flickr, oder? Es ist ja unschwer zu übersehen, dass Du Fan bist. ;-) Was fasziniert Dich an diesem Foto-Community-Projekt?
Manuela: Ertappt würde ich sagen ;-). Ich habe Flickr relativ spät entdeckt und dann hat es mich voll erwischt. Ich selbst habe schon verschiedene Online Foto Galerien mit den unterschiedlichsten Mitteln gestaltet und immer die eine oder andere Unzulänglichkeit entdeckt, die ich mangels Programmierkenntnissen nicht überbrücken konnte. Mit meiner Fotodatenbank (derzeit leider offline) bin ich schon ganz zufrieden, was die Automatisierung des Hochladens und Taggens von Bildern angeht. Das alles verblasst im Vergleich zu den Möglichkeiten, die Flickr bietet. Verschiedene Uploadmöglichkeiten für verschiedene Betriebssysteme machen das Hochladen eines Bildes – in gleich mehreren Auflösungen – zum Vergnügen.
Und das Hochladen ist nur ein ganz kleiner Bestandteil der vielen Features, die Flickr wie selbstverständlich anbietet: RSS-Feeds, Blogposts, Favoriten, Kommentare (ohne Spam), Foren, …
Und wer sich für die technische Seite nicht interessiert, kann auf Flickr Bilder aus der ganzen Welt bewundern und besprechen ohne von Technik überfordert zu werden … Was Ludicorp da geleistet hat, finde ich wirklich bewundernswert.
Herr Krit: Fallen Dir grad ein paar Fotos oder Ideen ein, die dich aktuell auf Flickr besonders faszinieren?
Manuela: Fotos mit dem Tag „onwhite“ zum Beispiel, weil ich das auch schon immer mal ausprobieren wollte. Fotos mit dem Tag Driftwood habe ich als RSS-Feed abonniert um mein Fernweh zu stillen ;-).
Na ja, und meine Favoriten, die ich mir wirklich häufig anschaue, weil es unglaublich gute Bilder sind.
Herr Krit: Was tust du und wer bist du, wenn Du nicht am Rechner sitzt oder Kunden bedienst?
Manuela: Dann bin ich stolze Mama meiner 2,5 jährigen Tochter, die mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hat und mich Dinge tun, sagen und fühlen lässt, die ich mir nie hätte vorstellen können. Ich bin gern in Berlin, noch viel lieber an der Ostsee mit meiner Kamera auf Bilderfang – obwohl das zwangsläufig auch wieder an den Rechner führt ;-) …
Herr Krit: Vielen Dank für das schöne Interview. Nun hast Du das letzte Wort. Fehlte ein Thema, liegt Dir etwas besonders am Herzen oder hast Du gar eine Antwort auf die Frage aller Fragen? ;-)
Manuela: Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Ich danke Dir für das Interview, Ralph!
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