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Herr Krit interviewt Blogger und Netzleute

Archiv: September 2007

11. September 2007

„Werbung ist eine wahre Pestilenz geworden“

ZAF m GeldscheinZAFs Weblog ZAF schätze ich wegen der täglichen politischen und handfesten Kurzinformation mit weiterführenden Links, die ideologisches Rauschen relativieren. Im Interview nun zweifelt ZAF an der Existenz einer vielzitierten Blogosphäre, hinterfragt kritisch Werbung in Weblogs und im öffentlichen Raum, diagnostiziert eine schleichende Aushöhlung von Bürgerrechten, die ihn pessimistisch stimme und berichtet über sein Projekt Mr Asta’s Movie Blog.

Herr Krit: Wie bist Du zum Bloggen gekommen und was bedeutet es für Dich?

ZAF: Wenn man als Bloggen das Verfassen von Beiträgen in chronologischer Reihenfolge versteht, dann war eigentlich schon meine erste Webseite irgendwann vor 7-8 Jahren, in der ich Kritiken zu CDs und 12″-Singles veröffentlicht hatte, so eine Art Blog. Neue Kritiken erschienen dann am Anfang der Seite, und die älteren rutschten nach unten bzw. auf die zweite Seite. Nur kannte ich damals den Begriff Blog noch nicht.

Eine Webseite mehr als Blog konzipiert hatte ich dann ab September 2002. Damals noch auf Englisch und mangels technischer Voraussetzungen meines damaligen Webhosting-Pakets (kein php, keine Datenbank) war das nur eine (meist) täglich aktualisierte HTML-Seite ohne Kommentare, Permalinks etc. Das hatte ich unter der Domain waiting4utopia.com dann mit kurzen oder längeren Schaffenspausen bis Anfang 2005 durchgehalten. Dann hatte ich es im Februar 2005 endlich geschafft, den Webhoster zu wechseln und mir was mit Datenbank, php und pipapo zuzulegen.

Und im Februar 2005 hatte ich dann auch mit dem ZAF-Blog begonnen, daß zuerst unter einer Subdomain lief, bis ich mir dann später die Domain zenzizenzizenzic.de zulegte.

Anfangs hatte ich noch keinen rechte Vorstellung davon, was ich mit dem Zenzizenzizenzic-Blog (der Name Zenzizenzizenzic Armee Fraktion fiel mir erst später ein) machen sollte. Im Laufe der Zeit ergab es sich aber, daß ich immer öfter etwas zu aktuellen politischen Entwicklungen schrieb, so daß dieses bald der Schwerpunkt des Blogs wurde. Wobei ich aber auch gern hin und wieder mal andere Themen aufgreife und mich nicht nur auf das Schwerpunktthema Politik beschränke.

Bloggen oder besser allgemein, etwas im Internet zu veröffentlichen, sehe ich vor allem als eine einfache, sehr kostengünstige Möglichkeit, seine Meinung zu äußern, möglichst viele Menschen zu erreichen und gleichgesinnte Personen zu finden. Seit ich mir meinen ersten Computer zulegte, bin ich ja generell davon angetan, wie relativ einfach man mit den entsprechenden Programmen kreativ sein kann.

Herr Krit: Die Blogosphäre scheint eine Gemeinsamkeit mit den traditionellen Printmedien zu haben. Ich beobachte das regelmäßige Wiederkäuen bestimmter Reizthemen wie Bloggen vs Journalismus, Werbung auf Blogs. Wie denkst Du darüber und über welche Themen würdest Du einmal gerne mit Bloggern auf breiter Basis diskutieren?

ZAF: Meistens halte ich mich bei den blogtypischen Themen aus der Diskussion raus. Das erinnert mich immer ein wenig an Kindergarten. Erstens gibt es wirklich interessantere und relevantere Themen als nun zum xten Mal definieren zu wollen, was ein Blog ist, was keins ist und ob dieses oder jenes nun Hochverrat an der sogenannten Blogosphäre sei. Anstatt sich einmal den Luxus einer eigenen Meinung zu leisten, wird oft sogenannten A-Bloggern hinterhergehechelt und deren Meinung wiedergekäut.

Anstatt sich den Luxus einer eigenen Meinung zu leisten, wird oft A-Bloggern hinterhergehechelt und deren Meinung wiedergekäut.

Die Blogosphäre halte ich für eine ähnliche Chimäre wie die in US-Medien gern mal erwähnte black oder gay community. Die gibt es genauso wenig, da diese Bevölkerungsgruppen viel zu heterogen sind, um mit einer Stimme nach außen aufzutreten. Ähnlich ist es beim Bloggen. Man braucht sich z.B. nur die Themenwahl anschauen. Bevor der Begriff Blog hip wurde, sprach auch keiner von einer Webseitenbetreibersphäre, Forensphäre o.ä.

Wer meint, sein Blog sei so toll, daß er es durch Werbung verschandeln mag, soll es machen. Ich persönlich finde Werbung fast immer überflüssig, nutzlos und quasi als einen Schandfleck. Es mag ein paar monothematische Blogs geben, bei denen Werbung reinpasst. Z.B. ein Blog über Tees, in dem ein Teeversandhändler Werbung schaltet. Oder wenn ein Blog über Musik oder Literatur Resenzionsexemplare erhält, so fern die Resenzionen dann nicht ständig in totale Lobhudelei ausarten. Und als Autor kann man natürlich auch seine eigenen Bücher bewerben.

Generell sehe ich aber wirklich keinen Bedarf in Blogs für Werbung. Weder die Kosten für Webspace noch die für Traffic sind so hoch, daß man sich ein normales Blog mit Text und hin und wieder ein paar Bildern zur Illustration nicht leisten könnte. In früheren Zeiten hatten die Menschen andere Hobbies als das Internet und waren auch bereit dafür Geld auszugeben. Ich habe selbst z.B. jahrelang sehr exzessiv Platten gesammelt. Für das Geld könnte wohl ich bis an mein Lebensende 100 Domains oder mehr betreiben.

Herr Krit: Zum Thema Werbung und Weblogs hast Du ein satirische Site namens zafikal – für Geld machen wir alles aufgesetzt. Wie kam es dazu und was bezweckt sie? Ich nehme an, es kann nicht grundsätzlich darum gehen, Werbung in Weblogs zu verteufeln, oder?

ZAF: Der Name zafikal (immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte) ist natürlich eine Anspielung auf dieses Blogwerbenetzwerk, das einige Kommerzblogger gegründet hatten.

Das war eher eine spontane Entscheidung. Ich hatte in Photoshop ein paar Logos gebastelt und irgendwann war da diese Hand mit dem Geld (übrigens z.T. aus einem Font übernommen, so berauschend sind meine Zeichenkünste am PC leider nicht) und ich dachte mir, damit könnte man was machen. Und ZAF- als Präfix und -ikal als Suffix klingen kombiniert auch ganz flott, so daß ich schon mal Namen und Logo hatte. Der Rest war dann die eigentliche Schwerstarbeit: Texte für die Seite schreiben und den Quelltext der Seite schreiben. Und falls die zafikal-(immer in ultra-hipper Kleinschreibung und fett bitte)-Seite sonst keinen Vorteil hat, so habe dabei doch so einiges über WordPress gelernt und mittlerweile geht die Template-Erstellung doch recht routiniert vonstatten.

Wie schon in der vorherigen Frage erwähnt, sehe ich wirklich kaum einen Nutzen von Werbung auf Blogs. Generell sehe ich eigentlich keinen Nutzen von Werbung, die mir unaufgefordert zugestellt wird. Wenn ich beabsichtige, ein Produkt zu kaufen, das ich dauerhafter nutzen möchte, dann bin ich durchaus fähig und willens, mich selbst darüber zu informieren.

Wenn man Werbung mal globaler betrachtet, ist sie ein ökologisches Desaster. Es wird Papier bedruckt, das kaum jemand lesen will, es werden Werbefilmchen gedreht, die kaum jemand im Fernsehen oder im Kino sehen will, es werden Adserver bereitgehalten, um Werbung auszuliefern, die viele eh mit Adblock oder ähnlichen Maßnahmen blocken, die ansonsten aber sinnlos Bandbreite verbraten, die Gegend wird durch Werbetafeln verschandelt etc. Es werden also ohne Ende Ressourcen wie Holz, Energie usw. verschwendet für etwas, was mit etwas Glück nur einen kleinen Teil der Bevölkerung interessiert. Werbung ist in ihrer ungewollten Form doch eine wahre Pestilenz geworden. Ich kenne keinen, der Werbestrecken in Zeitschriften toll findet, der gerne Werbung im TV oder Kino schaut, der sich freut, von Call-Centre-Agents belästigt zu werden, der seinen Briefkasten gern durch Werbung zugemüllt vorfindet etc.

Wenn man Werbung globaler betrachtet, ist sie ein ökologisches Desaster.

In Sao Paulo gab’s doch mal einen Erlaß der Stadt, daß Werbung im öffentlichen Raum verboten wird. Das finde ich eigentlich eine sehr schöne Idee. Denn Werbung ist vor allem auch undemokratisch. Ohne die notwendigen finanziellen Mittel, kann man keine Werbung schalten, um eine kritische Masse zu erreichen. Solange man es nicht schafft, Werbeflächen z.B. im öffentlichen Raum wirklich zu demokratisieren, daß also jeder, der will, dort plakatieren darf, solange finde ich ein Verbot wie in Sao Paulo – je länger ich darüber nachdenke – eigentlich immer besser. Und eigentlich wäre ein Verbot der Werbung im öffentlichen Raum nur konsequent, wenn man bedenkt, daß sogenannte Cold Calls (also Anrufe von Telemarketingunternehmen auf gut Glück, ohne daß ich explizit um den Anruf gebeten hatte) z.B. verboten sind. Ich habe ja die werbetreibenden Firmen (oder in Hamburg gerade wieder aktuell Parteien) nicht darum gebeten, mir mit ihren Werbemist meine Netzhaut zu versauen.

Jetzt werden wahrscheinlich ein paar in der Werbebranche Beschäftigte sagen „Ja, aber die Arbeitsplätze…“. Stimmt, Werbung schafft Arbeitsplätze. Aber diese bezahlen wir alle als Verbraucher durch höhere Kosten für die beworbenen Produkte mit. Werbung ermöglicht auch keinen Qualitäts-Journalismus. Da braucht man sich nur das Privatfernsehen anschauen, um eines besseren belehrt zu werden. Und auch Printmedien veröffentlichen eher einen Bericht nicht, als einen zahlkräftigen Werbekunden zu verlieren. Während man Werbung meiner Meinung nach im öffentlichen Raum eigentlich abschaffen könnte, geht das im Internet natürlich allein wegen der Natur des Netzes nicht. Da ist aber z.B. Adblock recht hilfreich. Und werbeverseuchte Printmedien strafe ich eher durch Nichtkaufen. Und Radio und Fernsehen habe ich schon lange abgeschafft.

Ganz abgesehen vom Menschenbild, das die Werbung meist transportiert. Man sieht kaum die durchschnittlichen Menschen, denen man täglich auf der Straße begegnet in der Werbung. In der Werbung sind alle schön, allzeit perfekt geschminkt, gesund, topfit, schlank, zu Tode gephotoshopped etc. Mit der realen Welt hat Werbung so gar nichts zu tun. Der Druck, den in der Werbung propagierte Schönheitsideale gerade auf Heranwachsende ausüben, dürfte bekannt sein.

Herr Krit: Wie satirefähig ist deutsche Blogszene? Was geht Dir an ihr am meisten auf die Nerven? Gab es Kontroversen, die lohnend waren?

ZAF: Wenn denn die deutsche Blogszene wirklich existiert, dann halte ich sie für genauso satirefähig wie die deutsche Bevölkerung im allgemeinen… also eher weniger.

Es geht mir nicht wirklich auf die Nerven, denn jeder kann und sollte über das schreiben, was ihn am meisten bewegt, von dem er am besten Bescheid weiß etc. Aber ich finde es etwas schade, daß viele Blogs schwerpunktmäßig um das Thema Blogs kreisen und über was darf/sollte man schreiben, über was nicht und wenn ich jetzt meine Texte in blauer Comic Sans setze, was sagt dann A-Blogger XY dazu. Überhaupt diese Einteilung in A-, B-, C-Blogger. Mir sind regelmäßig wiederkehrende Leser, die sich dann auch hin und wieder in den Kommentaren äußern lieber als eine große, anonyme Masse auf der Suche nach den neuesten gehypten Blogs.

Wenn ich als Satire mal meine Bundestrojanerseite nehme, dann erstaunt mich im Rückblick allerdings, daß ich bisher nur eine negative Bemerkung dazu bekam. Jemand schrieb mir vor kurzem:

„Sorry, aber deine Page halte ich fuer einen riesen bullshit. Leute die sich ernst mit dem Thema auseinander setzen wollen und auf deine Page kommen verschwenden nur ihre Zeit sowie auch ich eine halbe std. Zeit verschwendet habe. Bitte nimm diesen bullshit vom netz.“

Natürlich habe ich „diesen bullshit“ nicht vom Netz genommen.

Herr Krit: In Deinem Weblog ZAF kommentierst Du kritisch das politische Geschehen der Gegenwart. Zusammenhänge hinter den Kulissen, die kein gutes Licht auf die politischen und wirtschaftlichen Eliten werfen. Welches Thema geht Dir dabei am meisten an die Nieren und wie hälst Du das aus, jeden Tag in die Fratze der realen und in der Regel menschenverachtenden Politik zu schauen?

ZAF: Es hilft, manches mehr satirisch zu betrachten, auch um eine gewisse Distanz zu den aktuellen politischen Entwicklungen zu wahren. Zur Not muß man einfach mal ein paar Tage aussetzen, wie ich es neulich getan hatte. Das ändert zwar nichts an der insgesamt eher hoffnungslosen Lage, aber zumindest gewinnt man etwas Abstand und kann sich an anderen, lebenswerten Sachen ergötzen.

Besonders schlimm finde ich den Klassenkampf von oben und die fortschreitende Umverteilung von unten nach oben, den Abbau von Grund- und Bürgerrechten, die allmähliche Aushöhlung des Rechtsstaates, die Generalverdächtigung des Einzelnen, die wachsende Macht der Lobbyisten… kurzum, eigentlich ist die BRD der Jetztzeit nicht mehr die BRD, in der ich in den 70ern aufgewachsen bin.

Herr Krit: Was ist aktuell in Deinen Augen die dringendste politische Aufgabe für aufgeklärte Geister? Was gibt es zu retten, zu bewahren, was macht Hoffnung und was zerstört sie?

ZAF: Oh danke, die Frage impliziert ja, ich sei ein aufgeklärter Geist :-) – Ich bin allgemein eher pessimistisch veranlagt und sehe Gläser z.B. immer halb leer, von daher denke ich eher, daß sich die derzeitige politische Entwicklung zu einem Überwachungs- und Präventionsstaat hin, damit die reiche, herrschende Klasse die Massen der Armen und nicht im Produktionsprozeß verwertbaren Menschen perfekt kontrollieren kann, damit es nicht zu Aufständen und Umstürzen kommt, wenn überhaupt umkehren läßt, dann nur mit einem wirklich großen Knall, der bald kommen sollte, bevor die Überwachungsmaßnahmen perfekt aufeinander abgestimmt sind.

…werden Grundrechtseinschränkungen immer nur Schritt für Schritt umgesetzt, so daß vielleicht der einzelne Schritt gar nicht so schlimm erscheinen mag.

Wie man an der aktuellen Entwicklung sieht, werden die Grundrechtseinschränkungen immer nur Schritt für Schritt umgesetzt, so daß vielleicht der einzelne Schritt gar nicht so schlimm erscheinen mag, in der Summe hat man mit dieser Salami-Taktik am Ende aber einen ganz anderen Staat, der sich vielleicht noch einen pseudo-demokratischen Anstrich mit Wahlen gibt. Selbst Wahlen sind heutzutage, wo viele wichtige Entscheidungen völlig undemokratisch in Brüssel getroffen werden, kein Garant für eine Demokratie. Das Europäische Parlament hat kaum Befugnisse und ist mehr so eine Alibi-Veranstaltung und zudem gilt hier die alte Maxime, daß jede Stimme gleiches Gewicht hat, bei der Wahl zum EP nicht.

Also selbst wenn in Deutschland auf einmal SPD und CDU bei den nächsten Bundestagswahlen nur ein Ergebnis im unteren zweistelligen Bereich erringen sollten, und z.B. Linke, Grüne, FDP und irgendwelche Splitterparteien eine Mehrheit erhalten sollten, denke ich nicht, daß sich großartig was ändert. Dafür ist Deutschland viel zu sehr in die EU eingebunden, als daß sich ein Politiker, der hierzulande ernst genommen werden will, einen Austritt aus diesem zutiefst undemokratischen Verein fordern wird.

Webplakat von ZAF
Webplakat von ZAF

Letztlich kann ich natürlich auch nicht in die Zukunft schauen, aber interpoliert man aktuell Tendenzen in die Zukunft, dann erscheint mir diese alles andere als rosig und bei mir machen sich gewisse Ohmachtsgefühle breit, daß man eh wenig ändern kann.

Herr Krit: Wie sollte und könnte sich der politisch interessierte Zeitgenosse heutzutage konkret informieren, was lieber meiden, was bevorzugen?

ZAF: Ich halte wenig von Listen, die von jemandem für korrekt befunden worden sind. Man sollte soviele Quellen wie möglich nutzen, um sich zu informieren. Welche das sind, sollte man aber selbst entscheiden. Die absolut zuverlässige oder unzuverlässige Quelle gibt es sowieso nicht. Selbst bei spiegel.de taucht hin und wieder mal ein guter Artikel auf, was natürlich auch einfach mit der schieren Masse an Veröffentlichtem zusammenhängt.

Ähnlich wie bei der Ernährung empfiehlt sich bei der Informationssuche eine gute Mischkost. Auch Webseiten des politischen Gegners bieten mitunter den einen oder anderen lesenswerten Artikel.

Herr Krit: Der Bundestrojaner ist heute in aller Webmunde. Hattest Du nicht diesen Begriff mit der gleichnamigen Satire geprägt? Wird er kommen als der deutsche Big Brother?

ZAF: Das wäre zuviel der Ehre. Den Begriff Bundestrojaner gab’s schon, bevor ich bundestrojaner.zenzizenzizenzic.de ins Netz stellte. Allerdings gab’s damals noch keine Domains mit dem Namen. Damals dachte ich, das Thema ist sowieso nur ein paar Monate aktuell, da lohnt es sich nicht wirklich, sich deswegen extra eine Domain zuzulegen. Da hatte ich mich ganz offensichtlich getäuscht. Aber auch mit der Subdomain gab’s/gibt’s bei Google eine gute Plazierung.

Bundestrojaner
Grafik von ZAF

Ich denke, die Frage nach dem Bundestrojaner bzw. von heimlichen Online-Durchsuchungen ist keine Frage des Obs mehr, sondern des Wanns. Wenn es hierzulande Probleme geben sollte, wird man das ganze mit etwas Verzögerung über Brüssel forcieren. Ähnlich wie bei der Vorratsdatenspeicherung. Und bei unseren in der Mehrheit völlig europablinden Parlamentariern wird’s dann heißen „Ich finde das auch nicht so prickelnd, aber das kommt aus Brüssel, da muß ich zustimmen.“

Herr Krit: Was hat es mit Mr Asta’s Movie Blog auf sich? Wie kommst Du an solche ausgefallenen Filme wie The Life and Death of 9413, a Hollywood Extra?

ZAF: Ich habe ja eine Vorliebe für alte s/w-Filme vor allem aus den 1930ern. Da ergab es sich fast zwangsläufig, daß eine Figur aus einem meiner Lieblingsfilme als Namenspate herhalten musste. Mr. Asta war der Hund von Nick und Nora Charles (dargestellt von William Powell und Myrna Loy) in The Thin Man-Filmen. Da es in dem Blog vorwiegend um alte s/w-Filme aus den 20/30/40ern geht, erschien mir Mr. Asta der passende Namenspate. Außerdem ist er schon lange tot und als Hund eine Sache, so daß wohl kaum ein Erbe irgendwelche Persönlichkeitsrechte durchsetzen möchte. Hoffe ich zumindest. Und eigentlich hieß der Hund im realen Leben Skippy und nicht Mr. Asta.

Über den Film The Life and Death of 9413, a Hollywood Extra hatte ich etwas in einem Buch gelesen (Grand Design, das eher Filme der 30er behandelt, aber auch einen Abschnitt über Avantgarde-Filme enthält, der 9413 erwähnte.) Und siehe da, den Film gibt’s sogar im Web zum kostenlosen Anschauen.

Wirklich ausgefallen sind die in dem Blog erwähnten Filme (meist erwähne ich den Filmtitel allerdings nicht, weil der Leser diese anhand einiger Hinweise raten soll) allerdings wohl erst aus heutiger Sicht. Das heutige Filmpublikum schaut sich lieber schlecht gemachte Remakes in Farbe an anstatt das Original in s/w.

In Deutschland kommt ja immer noch erschwerend hinzu, daß Filmtitel eingedeutscht werden und der ganze Film synchronisiert wird. Selbst Schauspieler, die in den 30ern in die USA eingewandert sind, sprechen nicht so undeutlich, daß man diese Praxis wirklich rechtfertigen könnte. Es dürfte vor allem Bequemlichkeit und Gewöhnung der Zuschauer sein. Meiner Meinung nach, wäre es sinnvoller, Filme nur mit Untertiteln zu versehen. Erstens sind Originalstimmen viel interessanter als ein Synchronsprecher, der nebenbei noch 20 andere Schauspieler synchronisiert, und zweitens hat man irgendwann, wenn man oft genug Filme einer Sprache gesehen hat, zumindest ein Gefühl für die Sprache, auch wenn man nicht gleich alles versteht.

Welche Filme ich derzeit besonders interessant finde, sind pre-Code-Filme aus dem USA. Da gab’s dann schon mal Filme, in denen z.B. Barbara Stanwyck als junge Frau von ihrem Vater an schmierige Lokal-Politiker für sexuelle Gefälligkeiten vermittelt wird (Baby Face) oder Warren William als skrupellosen Manager eines Riesenkaufhauses, der quasi über Leichen geht, um seine Geschäftsziele zu erreichen und nebenbei noch Loretta Young mit einigen Drinks abfüllt, um sich nachher in einem Appartment des Kaufhauses an ihr zu vergehen (Employees‘ Entrance).

In den bald 80 Jahren haben sich die Argumente der Gegner neuer technologischer Entwicklungen nicht wirklich geändert

Ich habe mir mal einiges an Literatur zum Thema Production Code besorgt und war dann doch recht erstaunt, daß die Argumente für einen Production Code nicht allzu sehr von den Argumenten für ein Verbot sogenannter Killerspiele oder einer stärkeren Kontrolle des Internets zum Schutze der Jugend abweichen. In den bald 80 Jahren haben sich die Argumente der Gegner neuer technologischer Entwicklungen also nicht wirklich geändert.

Herr Krit: Du machst zudem treffende politische Plakate und läßt sozsusagen keine Gelegenheit aus, das Zeitgeschehen kreativ zu illustrieren. Verdienst Du damit auch Geld? Wie steht es eigentlich mit Deinem Zeitmanagement? ;-)

ZAF: Nein, Geld verdiene ich damit nicht, die Plakate waren bisher auch meist nur fürs Web gemacht.

Zeitmanagement? Habe ich eigentlich nicht. Aber ich bin ganz gut darin, so lange rumzuschlonzen, bis ich etwas auf dem letzten Drücker fertig machen muß. Das hat zumindest den Vorteil, daß man zum Schluß gar nicht mehr die Zeit hat, etwas zu verschlimmbessern.

Herr Krit: Ich finde Deine Selbstportraits gelungen. Wie kam es zu dieser Serie und was verrät sie über Deine Persönlichkeit?

ZAF: Danke. Ursprünglich hatte ich die Selbstporträts mal für ein Internet-Kontaktportal (also so eine Art Social Software) gemacht. Die dort meist vertretenen Bilder von Personen vor der Eichenschrankwand oder auf geblümten Plüschsofas fand ich für mich etwas unpassend (außerdem habe ich weder Sofa noch Schrankwand) und nur grenzdebil vor der weißen Rauhfasertapete stehend in die Kamera grinsen, erschien mir dann auch zu langweilig, so daß ich einfach einige Gegenstände dazu drapierte. So machte das Ablichten auch viel mehr Spaß und wenn man den Mund eh voll hatte, dann musste man auch gar nicht debil vor sich hingrinsen.

Glücklicherweise bietet meine Kamera die Möglichkeit der Intervallaufnahme an. So macht sie z.B. alle 30 Sekunden ein Bild und stellt dabei automatisch scharf. Das ist viel angenehmer, als den Selbstauslöser zu drücken und sich dann innert 10 oder 20 Sekunden in Position zu stellen.

Verraten die Bilder wirklich etwas über meine Persönlichkeit? Außer daß ich vielleicht völlig meschugge bin und damit gerne kokettiere?

Herr Krit: Was machst Du im Alltag gerne und weniger gerne, wenn Du nicht gerade aktiv im Web bist?

ZAF: Solche Momente gibt es eigentlich gar nicht :-) Na ja, hin und wieder schon. Was ich dann mache, läßt sich aber auch schon erahnen, wenn man meine Webseiten kennt. Kochen, backen, alte s/w-Filme schauen, Photographieren, schlafen (schon der von mir sehr verehrte W.C. Fields lobte das Schlafen: „Sleep — the most beautiful experience in life“… er ergänzte zwar noch ein „except drink“, aber mir gefällt schlafen immer noch besser) und noch das eine oder andere, was aber privat bleibt.

Herr Krit: Zuguterletzt, denn ich vermute, Deine Zeit ist knapp: Ich bedanke mich für das Interview, Du hast das letzte Wort. Fehlte ein Thema, ist ein neues Projekt in der Mache, liegt Dir etwas besonders am Herzen oder hast Du gar eine Antwort auf die Frage aller Fragen? ;-)

ZAF: Und ich danke für die interessanten Fragen und die Möglichkeit, mit meinen Antworten auf krit.de zu erscheinen.

Meine bisherigen Webprojekte waren immer eher spontane Sachen, die ich mehr so aus dem Bauch herausgemacht hatte. Aktuell gibt’s aber keine spontanen Einfälle, die noch der Umsetzung harren. Wenn es was neues gibt, werde ich es sicher – wie bisher meistens auch – im ZAF-Blog erwähnen.

Die Frage aller Frage ist sicher, wann interviewt Herr Krit sein alter ego, den Herrn S., der im Web auch durch diverse interessante Projekte glänzt?

11. September 2007 | 3 comments | | archiv |