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Glanzlichter setzen ! - Februar 1998

"Bis hierher war meine Arbeit eigentlich das euphorische Auskosten dieser neuen Freiheit - vieles ist auch reine Spielerei ... und vor allem ein riesiger Lernprozeß."

KriT: Pomp - Ein neues Projekt, um Berliner Musikern den Einstieg ins Web zu erleichtern, zwar nicht umsonst, aber unter günstigen Konditionen. Was hat Dich auf die Idee gebracht und was bietest Du?

Paeng: Die ursprüngliche Idee, verwirklicht auf einer simplen Seite in meiner ersten Homepage, war eine Liebeserklärung an meine Frau und ihre Musik und eine Link-Sammlung zu meinen liebsten Rock-Artists... dann waren sämtliche Musiker in unserem Freundeskreis dran... und so wuchs das ganze zu dem, was es heute ist. Zum Glück begeisterte sich mein Freund und Pomp-Partner Reinhard für das Projekt. Als aktiver Musiker kennt er die Scene sehr gut und bringt immer wieder neue Leute und Ideen ein.

Das Herzstück von Pomp sind die Künstler-Homepages. Hier präsentieren wir die Musiker oder Bands mit Bildern und Sound-Samples, stellen ihre CD's vor, veröffentlichen ihre Konzerttermine und machen kleine Features, z.B. über eine Tournee oder sonstige Aktivitäten der Künstler. Außerdem pflegen wir die PlayerFiles, eine Datenbank aktiver Musiker im Raum Berlin - viele Musiker arbeiten ja an verschiedenen Projekten und hier kann man alle nötigen Infos abrufen - Instrument, Stil, Kontaktadresse.

Zusätzlich versuchen wir, einen umfassenden Info-Service zur Verfügung zu stellen - alles, was für Musikschaffende irgendwie von Bedeutung sein könnte, also Kontaktadressen und Hinweise auf Studios, Agenturen, Verlage, Locations, Fachhändler, Werkstätten, Übungsräume, Ausstatter, Bühnenbauer, Anlagenverleih, Catering, Radiostationen und und und, plus eine mittlerweile ziemlich gigantische Sammlung von Internet-Links zu allen möglichen Musik-Bereichen.



Was die günstigen Konditionen angeht
- die sind sogar sehr günstig




Was die günstigen Konditionen angeht - die sind sogar sehr günstig. Unsere Philosophie ist: Niemand muß auf eine POMPage verzichten... dementsprechend haben wir bisher auch nur zwei oder drei zahlende Mitglieder. *lach*

KriT: Wie willst Du das Projekt zum Erfolg führen?

RS: Bisher lebt das Projekt von unserer Begeisterung und Einsatzfreudigkeit - und unseren bescheidenen Mitteln. Natürlich wollen wir unser Angebot erweitern, wir planen also ein Vertriebssystem für die Musik der Künstler, Unterstützung im kreativen Bereich, zum Beispiel CD-Covers, Poster und ähnliches, bis hin zur Durchführung von Happenings wie Konzerten, Festivals oder auch Online-Events. Im Info-Bereich hoffen wir auf die Mitarbeit der Agenturen und Clubs, um unserem Publikum ein möglichst großes Angebot vorlegen zu können. Das soll sich auch gar nicht auf den Musikbereich beschränken. Wir möchten einen Veranstaltungskalender präsentieren, der alle kulturellen Events anbietet. Das gilt übrigens für Pomp ganz generell - wir erwarten nicht, daß es strikt ein Projekt für Musikschaffende bleibt, sondern sich zu einem Projekt für Kulturschaffende entwickelt.

Für mich persönlich ist das Projekt schon jetzt erfolgreich, aber wir haben natürlich eine Vision, was Pomp einmal sein könnte. Allerdings bin ich der denkbar schlechteste "Führer". Viel wird davon abhängen, daß sich noch mehr Leute so engagieren wie Reinhard und ich es jetzt tun und daß auch die Künstler selbst begreifen, daß Pomp IHR Projekt ist und sie sich aktiv beteiligen müßen, damit die ganze Sache lebendig und vor allem immer aktuell bleibt.

Ein weiterer Aspekt ist natürlich die Finanzierung des ganzen. Das ist auch so etwas, das ich gern und willig aus den Augen verliere - bis die nächste Telefonrechnung eintrudelt. Das ist dann immer die Horrorstunde im Hause P@eng! Irgendwo da draußen gibt es die geniale freundliche Person, die den oben erwähnten Händlern und Club-Besitzern klarmachen kann, wie hervorragend sich eine Präsentation Ihres Geschäftes auf den Pomp-Seiten auswirken würde. Diese Person muß sich nur noch bei uns melden ...

KriT: Du planst auch einen Member-Area. Warum und was erwartet die Mitglieder?

RS: Das war eigentlich der Wunsch der Künstler für einen 'nicht-öffentlichen' Raum ... sozusagen 'Backstage' *g*, mit einem eigenen Messageboard, Chatmodul. Es gibt immer wieder Fragen, die die Künstler 'unter sich' besprechen wollen - wenn sie von einem Veranstalter über den Tisch gezogen wurden, Fragen zur GEMA, oder eben ganz persönliche Dinge. Später wollen wir diesen Raum auch nutzen, um Events oder ähnliches zu planen. Der Member-Bereich hat also nichts mit Privilegien zu tun, unsere Angebote bleiben für alle verfügbar.



Es gibt immer wieder Fragen, die die Künstler 'unter sich' besprechen wollen



Das muss ich wahrscheinlich anders lösen, da es anscheinend nicht reicht, einfach den Wunsch nach Privatsphäre zu äußern - aus meinen Logfiles sehe ich, daß da Leute zu Pomp kommen, die nichts Besseres zu tun haben, als den Passwortschutz zu knacken und... tja - was erwarten die eigentlich dort? Aber mir spukt schon wieder eine Idee im Kopf herum, wie ich diesen 'Spieltrieb' für eine meiner kleinen Provo-Aktionen 'ausnutzen' kann. *lach*

KriT: Warum eigentlich Pomp als Name?

RS: Alle Künstler lieben das Üppige, den Prunk, den Glanz - den Rausch der Sinne ... ich schließe mich da nicht aus. *ggg* Sicherlich könnte man unsere Web-Präsenz um die Hälfte schrumpfen lassen, ohne ein Byte an eigentlicher Info zu verlieren - aber dann wäre es ja nicht mehr - pompös. *lach*

Es macht mir auch keine Gewissensbiße, daß POMP eben nicht die Abkürzung von Premiere Online Musicians Page ist, sondern dieser Name so gestaltet wurde, daß er den Begriff POMP ergibt, und ich überlege jetzt schon, wie ich das 'M' besetze, wenn wir erst mal DIE Kulturseite im Web sind *g* und unsere Künstler aus allen möglichen Bereichen kommen.

Das Ärgerlichste war eigentlich, daß wir diesen Begriff nicht als Domain registrieren konnten, die gab's schon - seit einem Jahr eine Pseudodomain :-( Naja, ich nehme das diesen Leuten nicht übel, ich glaube, die kommen einfach nicht aus der Hüfte. Aber ansonsten ist die Domain-Zockerei schon eine der unwürdigen Geschichten im Web ...

KriT: Du bist als Paeng im Web kein Unbekannter mehr. Wie definierst Du Deine Arbeit im Web und wo willst Du hin?

RS: Für mich ist Cyberspace eine Erweiterung unseres mentalen Raumes - ich kann meine Hoffnungen, Träume und Ängste ausdrücken und theoretisch allen Menschen auf diesem Planeten zugänglich machen - ohne die Schranken und Hürden, die uns im sogenannten 'Real Life' den Weg verbauen. Ich male ein Bild, schreibe ein Gedicht oder einen Song - und niemand kann mich daran hindern, es ALLEN zu zeigen, ich bin unabhängig von Verlagen, Kritikern und Vertriebssystemen.



Für mich ist Cyberspace eine Erweiterung unseres mentalen Raumes



Bis hierher war meine Arbeit eigentlich das euphorische Auskosten dieser neuen Freiheit - vieles ist auch reine Spielerei ... und vor allem ein riesiger Lernprozeß. Wenn ich eine Idee habe, setze ich sie um - ohne zu überlegen, ob das irgendeinen wirtschaftlichen Nutzen oder tiefschürfende Bedeutung hat. Viele dieser Ideen verglühen ganz schnell, manche kreisen endlos im Orbit und ein paar wenige entwickeln eine eigene Intelligenz - The Web of P@eng.

Gleichzeitig verfolge ich natürlich die sonstigen Entwicklungen im Web - einige meiner besten Ideen sind einfach Reaktionen auf negative Trends, denen ich etwas entgegensetzen möchte. Da sage ich offen und ehrlich, manchmal auch ziemlich unverblümt, meine Meinung und scheue mich auch nicht, mal eher unpopuläre Ansichten zu vertreten.

Heute geht es vielen doch nur um Hits und nichts als Hits - wie und womit sie erreicht werden ist ihnen völlig egal. Dagegen Glanzlichter zu setzen und andere zu ermutigen gleiches zu tun - so würde ich meine Arbeit vielleicht definieren.

Wo das alles hinführt weiß ich nicht - der Weg ist mein Ziel.

KriT: Vielen Dank für das Interview :-)

Pomp

The Web of P@eng


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