impressum · interviews




Archiv Interviews
Club der Hausfrauen?

KriT: Deine Hausfrauenseiten gehören ohne Zweifel zu den erfolgreichsten und bekanntesten privaten Homepages im deutschsprachigen Web. Wie fing es eigentlich an und wie erklärst Du Dir den Erfolg?

Carola: Die Hausfrauenseite ist relativ zufällig entstanden. Felix hatte sich eine Homepage bei Geocities eingerichtet und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil er mich für den Kram nicht begeistern konnte. Ich heuchelte Interesse und bestand energisch auf die Einrichtung einer eigenen Seite. Er durchschaute das Manöver und fragte immer, weshalb ich denn nichts auf meine Seite setzen würde. Am gleichen Tag machte ich mich daran, die Küche aufzuräumen und stand etwas ratlos mit einem Stapel Rezeptblättern da. Ich stellte die Rezepte auf meine Homepage und konnte den ganzen Stapel danach wegwerfen :-) Auf der Seite mit den Rezepten bat ich dann etwaige Besucher, mir ihre Lieblingsrezepte zu schicken.

So ging es dann eigentlich weiter. Jemand erzählte mir den Witz mit der Blondine in der Badewanne - und ich begann eine Sammlung im Internet. Eine Freundin bekam ihr Kind und erzählte mir, wie sehr es ihr geholfen hatte, daß ich ihr sehr unverblümt gesagt habe, daß ich anfangs ständig das Gefühl hatte, als Mutter der totale Flop zu sein und daß sich das irgendwann von selbst legt - also setzte ich es auf die Seite. Mich interessierte dabei nie Vollständigkeit oder möglichst viel zu veröffentlichen, sondern persönliche Lieblingsrezepte, -witze oder eben Tips.



Es gab nie ein Konzept



Es gab nie ein Konzept und ich verfolge eigentlich keine Ziele mit der Seite. Der Erfolg der Hausfrauenseite liegt für mich darin, daß sie von anderen genutzt wird, Kontakte zu knüpfen, sich auszutauschen, oder eigene Seiten zu erstellen - und diese Möglichkeiten fördere ich, so gut ich kann - und nutze sie selbst.

KriT: Wieviele E-Mails bekommst und schreibst Du eigentlich im Schnitt am Tag und welchen Stellenwert hat diese Art der Kommunikation in Deinem Alltag?

Carola: Ich bekomme täglich wohl um die 20 Mails - die ich nach und nach auch alle beantworte. An manchen Tagen spielt die Mailbox verrückt und ich stehe vor 70 oder 80 Mails - aber das sind Ausnahmen.

Welchen Stellenwert sie für mich haben? Die Frage finde ich sehr schwer zu beantworten. Andere Menschen haben bei mir einen ziemlich hohen Stellenwert und die Kommunikation mit einigen macht mir großen Spaß. Bisweilen stapelten sich Mails in meinem Briefkasten, deren Beantwortung mir nicht so viel Vergnügen bereitete, aber ich konnte dann durch Einführung neuer Rubriken (oder Abschaffung der Blondinenwitze) gegensteuern. So führte ich eine Helftrubrik ein, als ich immer wieder mit Fragen konfrontiert wurde, die ich nicht beantworten konnte und wir stellten ein Forum und die Kontaktecke bereit, als ich merkte, daß mein Bekanntenkreis auf eine unübersichtliche Größe anzuwachsen drohte. Ich pflege lieber mit wenigen einen engen Kontakt, als mit aller Welt einen nichtssagenden. (wobei ich das Geplänkel im HFS-Forum aber auch wieder sehr schön finde).

KriT: Was ist das HFS-Forum und was geht da ab?

Carola: Das HFS-Forum ist ein Zufallsprodukt. Ich werkelte friedlich an meiner Seite, als Felix beschloß, sie für seine Diplomarbeit zu nutzen. Ursprünglich wollte er über Forensicherheit schreiben. Um das Forum leidlich gegen irgendwelche Idioten schützen zu können, schalteten wir die Option vor, daß Interessenten uns ihre Mailadresse nennen mußten, bevor sie von uns ein Passwort bekamen. Wir zogen das ganze als Club auf, der sehr absichtlich nicht "Hausfrauenclub" genannt wurde, sondern Hausfrauenseiten - sprich HFS-Club. Um aus dieser Clubmitgliedschaft keine Hürde zu machen, bieten wir absolut alle Optionen an - man kann völlig anonym beitreten und nur wir wissen, wer sich hinter der Nummer verbirgt, oder man kann sich auf der Clubseite ausführlich vorstellen und so noch ein wenig Werbung für die eigene Homepage machen oder Mailbekanntschaften anlocken. Wer mag, kann auch das Clublogo auf die Seite stellen - aber das ist ganz sicher keine Pflicht.

Felix verbreitete nun überall, sein Forum sei absolut sicher und hoffte, daß nun Leute versuchen würden, es zu knacken, damit er Stoff für seine Diplomarbeit bekäme. Die Rechnung ging nicht auf - unseres Wissens versuchte nie jemand, dem Forum zu schaden - im Gegenteil, die Clubmitglieder diskutieren dort sehr nett mehr oder weniger wichtige und ernste Themen. Man könnte sagen, daß das Forum wirklich so eine Art Kaffeestübchen im Internet geworden ist, das ich selber sehr gerne besuche.

KriT: Du hast den Webring "Mütter mit Modem" gegründet. Warum und was hast Du damit bisher erreicht?

Carola: "Mütter mit Modem" war nicht meine Idee, um das mal ganz deutlich zu sagen. Mit meinem kleinen englischen Teil bin ich Mitglied in Tamis Webring "Moms with Modem". Durch die Hausfrauenseite kannte ich sehr viele andere Mütter, die auch eine eigene Homepage hatten, aber Tami wollte englischsprachige Seiten. Sie fand die Idee, eines deutschsprachigen Webrings gut, und wenn sich eine Mutter mit deutscher Seite bei ihr meldet, schickt sie sie umgehend zu mir (so wie ich "Nichtmütter" gerne an die Cyberweiber verweise).

Das "Weshalb" habe ich jetzt natürlich noch nicht geklärt... Es lag an der Berichterstattung in den Zeitschriften. Immer las man, wenn es um das Internet ging nur von Kriminalität oder Cybersex. Mich reizte der Gedanke, Zeitschriften zu einer anderen Berichterstattung zu treiben - aber die Idee, nun für meine eigene Homepage massiv Werbung zu machen, war mir eher unangenehm. Seither schreibe ich gelegentlich eine Zeitschrift an und verweise auf den Webring. Die "Spielen und Lernen" und auch die "Familie und Co" haben das dann auch aufgegriffen.



er wolle mich gerne für den SPIEGEL
interviewen.




KriT: Wie kam es eigentlich zu dem SPIEGEL-Artikel?

Carola: Im Juni bekam ich eine Mail von jemandem, der sich Titus Arnu nannte und meinte, er wolle mich gerne für den SPIEGEL interviewen. Ich schloß messerscharf auf einen Scherz, beantwortete die Fragen und wartete gespannt, wer nun der Witzbold gewesen sein könnte.

Im Oktober war ein Treffen einiger Onliner in Hamburg - das solltest Du wissen, schließlich warst Du auch dort :-)

Genau an diesem Tag klingelte hier das Telefon und eine Dame, die ein wenig wie Käpt'n Blaubär klang, sagte, sie sei von der Spiegelredaktion und fragte, ob sie mir noch am gleichen Tag einen Fotografen vorbeischicken könnte. Ich habe sehr herzlich gelacht und zugestimmt. Den Scherz wollte ich Euch nicht verderben. Kurz darauf kam ein netter Herr hier vorbei und verknipste zwei Filme an meine Kinder und mich. Ich gebe zu, da habe ich dann doch gegrübelt, kam aber zu dem Schluß, daß das einfach ein Freund von Euch sei - schließlich kennst Du ja genügend Fotografen.

Im nächsten Spiegel war dann natürlich auch kein Bericht über die Hausfrauenseite und ich war irgendwie gespannt, was nun geschehen würde. Als dann tatsächlich ein Artikel im SPIEGEL auftauchte, bin ich vermutlich etwas erstaunter gewesen, als der Rest der Welt.

Ich denke, daß ich das bis zuletzt für einen Scherz von Kle, Christoph Berndt, Birgit Bachmann, Stefan R. Müller und Dir gehalten hatte.

KriT: Auf den Hausfrauenseiten kann man jetzt auch Bannerwerbung schalten. Mehr als die Online-Kosten läßt sich damit wohl nicht decken?

Carola: Da wir gerade erst damit begonnen haben, Banner auf der Seite zu schalten, kann ich das noch nicht so richtig einschätzen. Zumnindest ist es eine recht zwiespältige Angelegenheit, die einem den Spott weniger freundlich gesonnener Mitbewohner des Interdorfs sichert :-)

Die Hausfrauenseite schwankt von den Besucherzahlen irgendwo zwischen 500 und 700 Besuchern herum. Damit ist sie für die meisten Agenturen und Firmen zu unpopulär. Andererseits ist die Seite durch ihre nette Atmosphäre wieder interessant für Anbieter von unbekannteren Produkten, denen die Umgebung, in der sie werben, wichtig ist und die in den Besuchern der Seite ihre Käuferschicht erkennen. Na, mal sehen wie es weitergeht.

KriT: Es ist soweit! Der KriT-Apfel ist nun Deiner. Ich hoffe, er wird Dich für zukünftige Aktivitäten stärken, denn schließlich gibt es ja auch Zeiten des Online-Stresses ;-)

Carola: Vielen Dank für den Apfel :-) Ich werde ihn und neun andere Äpfel waschen, trocknen, Stiel und Blüte entfernen und dann in jeden Apfel einen Schaschlikspieß stecken. Dann erwärme ich 250 Gramm Zucker mit 3 Eßlöffeln Wasser, bis der Zucker flüßig ist, mische ein Päckchen Vanillezucker und etwas rote Speisefarbe unter. Nun schwenke ich die Äpfel gründlich in der Zuckerlösung, lasse sie abtropfen und trocknen und schon habe ich einen Krit-Liebesapfel und auch noch etwas für den Rest der Familie :-)

KriT: Guten Appetit und danke für das Interview :-)

Die Hausfrauenseiten


KriT-Apfel-Interview
Apfel-Interview
Web-Interview
Web-Interview
Zurück
        Back