(:?)=[B
Ein Interview mit Brigitte Zaczek
KriT: Neben der Musik machst Du sehr schöne Webseiten mit kleinen
PhotoShop-Kunstwerken und pflegst E-Mail-Kontakte in der ganzen Welt.
Wie hast Du den Computer und das WWW entdeckt?
BZ: Dieses Kapitel könnte heißen: .... und es fing so harmlos an... (:?)=[B
Ende 1990, in einem Anfall von Ordnungsliebe, als ich mein Zettelchaos wieder einmal satt hatte, kaufte ich einen netten kleinen Apfel (SE).
Wenn ich mich jetzt hier so umsehe... die Zettelsammlung ist nicht kleiner geworden, und in der Computerecke meines Wohnzimmers sieht's inzwischen aus wie in einem Mac-Laden.
Fotografieren faszinierte mich eigentlich immer schon. Die Dunkelkammer meines Großvaters war ein Lieblingsaufenthaltsort meiner Kindheit. Mein Interesse für Photoshop ist also kein Zufall... das Ausmaß? Nun ja... mein Spieltrieb ist ziemlich ausgeprägt (:?)=[B
Zum WWW: das war die wirkliche Überraschung!
Auch hier zunächst der banale, nicht unvernünftige Wunsch nach mehr Organisation:
ein Faxmodem mußte her! Dann kam eine lokale Wiener Mailbox mit Internetadresse als Einstiegsdroge. Es folgten Chats, die meine Tippgeschwindigkeit sehr verbesserten, und auch persönliche Kontakte mit interessanten Chat-Partnern zur Folge hatten, aus denen sich sogar Freundschaften entwickelten.
Und meine eigenen Webseiten? Die verdanke ich der Hilfe und dem Zuspruch eines Weberknechts (:?)=[B .... dem Betreiber von "SPINNST?" (Eigendefintion: "Netzbesorger und Verteiler. Spielfeld für Nimmermüde und Schlaflose. Präsentierteller für Jung und Alt. Bastion Sentimentaler und Nüchterner. Tummelplatz fingerfertiger Auslöser.").
Zunächst galt es einige Hemmschwellen zu überwinden, wie: wen interessiert schon meine Homepage? Was soll da überhaupt rein? Und das alles in HTML? Ich begann Ostern 96 mit der Arbeit, die erste Version war am 13. April online, die zweite November 96. Zu meiner großen Überraschung scheinen die Seiten doch einige Besucher zu erfreuen, wie ich den Gästebucheintragungen entnehme (:?)=[B.
KriT: Wie beschreibst Du Deine Homepage?
BZ: Hmmm.... Wahrscheinlich fällt sie in die Kategorie "verzichtbar bis unnütz". Beschreiben? Als ich mich entschlossen hatte, so etwas wie eine Homepage einzurichten, schwebte mir ein Ort vor, der zum Verweilen einlädt. Ich verstehe, daß manche da nervös werden. Ungeduldige Flitzer werden in meinem Heim eher frustriert.
KriT: Deine Homepage deutet an, daß Du einige Verehrer hast, die Dir
sogar astrein aninimierte Kochtöpfe zuschicken. Wie kommt es zu
solchen Kontakten und über was tauscht Ihr Euch aus?
BZ: Dieser "Kochtopf & Drachen" Kontakt, den Du offenbar ansprichst, rührt - wie manch anderer - von einer Award-Verleihung her. Da gab ein Brief den anderen, und ehe wir uns versahen waren wir "Penpals". Worüber wir uns schreiben? Katzen, Träume, das Leben... und für den wunderschönen Topf schickte ich Chet eine Audio-CD.
KriT: Dieser Tausch erinnert mich an Deine Arbeit für den Maler Bernhard Vogel. Du hast mit ihm zusammen eine umfangreiche und glänzend gestaltete Webpräsenz geschaffen und dafür eine Malerei aus seiner privaten Sammlung bekommen. Wie kam es zu dieser Idee und wie habt Ihr zusammengearbeitet?
BZ: Jetzt wirst Du staunen..... Bernhard habe ich auch beim Chatten kennengelernt. Als ich ihm Vorschläge zu einem Text über die Entstehung seiner New York Bilder schickte, erhielt ich einige Tage später ein Bücher-Paket. Ich war vom ersten Augenblick an von seinen Bildern begeistert! Anläßlich eines Wienbesuchs bekochte ich ihn und irgendwann kamen wir auch auf eine WWW-Vogel-Site zu sprechen. Wochen später, in den Weihnachtsferien, ging es dann richtig los! Er reiste mit einem Koffer an, der gefüllt mit Bildern.. Aus seinem Plan, abends wieder nach Salzburg zurückzufahren, wurde nichts. Unsere erste Arbeits-Session dauerte 3 Tage und auch den Großteil der Nächte. Ich machte wieder einmal die Erfahrung, daß Maler miese Reproduktionen ihrer Werke mit erstaunlicher Gelassenheit hinnehmen. Die ursprünglichen Scans gabs nur im GIF-Format, sahen aus, als ob sie die Masern hätten und waren als Dateien viel zu groß. Er meinte zwar, ich wäre zu streng, machte sich aber dann doch an das langweilige Scannen. Wenn mir sein Gestöhne über HTML-Labyrinthe oder Pixel-Mühen zu viel wurde, schickte ich ihn zum Spielen mit meinen Katzen.
Aber Spaß beiseite, nicht nur meine Katzen hatten Vergnügen an der Zusammenarbeit! Während ich an Tabellen, Farbkorrekturen und Dateigrößen tüfftelte, erzeugte er in Rekordgeschwingigkeit appettitliche Buttons, Hintergründe oder Headlines. In den folgenden Wochen kam dann in erster Linie die Telekom auf ihre Rechnung. Ich richtete online eine Test-Site ein und die Weiterentwicklung erfolgte dann per E-mail und Telephon.
KriT: Sorry, das finde ich schon erstaunlich. Wie finden sich eine international renommierte Interpretin von Renaissance- und Barock-Musik und ein erfolgreicher Maler im Chat
BZ: *grübel, sinnier* Das geschah, wenn ich mich recht erinnere, letztes Jahr zur Sommersonnenwende - was da alles passieren kann? Schlag nach bei Shakespeare!
Das Verwicklungspotential des Wiener "Magnetfeldes" scheint dem des Waldes in der Nähe Athens nicht um Vieles nachzustehen (:?)=[B
Es war lange nach Mitternacht - kaum einer außer uns beiden befand sich online - als mich Bernhard zum Chat lud (das Résumé der Teilnehmer ist durch Klick auf die Namen der Onlineliste dieser First Class Mailbox namens "Magnet" abrufbar). Soweit ich mich erinnere, ging es um Kunstbetrachtung, Kommunikation und... Katzen (auch er besitzt zwei, von denen eine sogar Cindy heißt)
KriT: Hast Du eigentlich eine Lieblingsseite?
BZ: Immer wieder (:?)=[B
Eben jetzt ist es ein "alter" Liebling. Amy Martin hat ihre Seiten nun
in knapp einem Jahr zum dritten Mal völlig umgekrempelt ("exalted
fleafree", "my brain is soft... and squishy" und jetzt "the bottle").
Man kann einfach nur staunen über ihre Energien. Diese neuen Seiten sind
nicht nur wunderschön im Design... ich war bei meinen Surfausflügen
noch selten so berührt.
KriT: Was hat Dich berührt?
BZ: Darf ich weiter ausholen? Du hast in Deinen Hippe Tips" unter anderem
das Problem Selbstdarstellung im Web angesprochen. Es ist ein wirklich
heikles Thema: hat man diesem anonymen "Publikum" etwas mitzuteilen? Wie
tut man es?
Amy hat etwas zu sagen... sie tut das mit schonungsloser Ehrlichkeit
gegen sich selbst - oft humorvoll - manchmal auch poetisch.
Trotz der gekonnten Benutzerführung entdeckt man immer wieder Nischen,
in denen Überraschendes verborgen ist. Vielleicht ist das auch eine der
Stärken dieser Site, nämlich, daß sie sich mit ein paar Blicken nicht
erschließen läßt.
KriT: Vielen Dank für das Interview :-)

Brigitte Zaczek
|