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H.o.m.e


 


 
WTC-Anschlag  |  26 09 2001
 
Der Afghanistan-Konflikt in der Presse
 
Der WDR schreibt am 19.09.01 in dem Beitrag Afghanistan im Griff des Terrors folgendes:
 
»Die fanatische Ausrichtung der Gotteskrieger, vor allem aber ihre Unfähigkeit, dem Land Frieden zu bringen, entfernten die Mujaheddin zunehmend von ihren bisherigen Sponsoren (Pakistan, USA und Saudi-Arabien). «
 
Eine These, die auf den ersten Blick plausibel klingt. Aber ging es wirklich um Frieden? Man achte auch auf die Wortwahl »Sponsoren« und vergleiche mit dem Bericht Die hazara in Afghanistan, der von der Gesellschaft für bedrohte Völker veröffentlicht wurde:
 
»Die Taliban-Milizen traten erstmals Mitte 1994 in Erscheinung. Der ursprüngliche Kern ihrer Soldaten war aus den Lagern der afghanischen Flüchtlinge in Pakistan rekrutiert, in radikalen wahabitischen Islamschulen indoktriniert und vom pakistanischen Geheimdienst (ISI) ausgebildet worden. Sie erhielten Zulauf von pakistanischen Söldnern und paschtunischen Mudschaheddin. Großzügige finanzielle Hilfe floß aus Saudi-Arabien. Unter Führung des geheimnisumwitterten Mullah Muhammad Omar sollten die Taliban in Afghanistan einen neuen Gottesstaat einrichten. Auch Kreise in den USA entwickelten ein starkes Interesse an den Taliban. 1994/95 vermittelte der damalige US-Botschafter in Pakistan zwischen einem Konsortium hinter der US-Ölfirma Unocal und den Taliban einen Vertrag über den Bau einer Erdgas- und Erdölpipeline von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan. Petrodollars und Einkünfte aus dem Heroinhandel ermöglichten den Taliban, sich hochzurüsten. Ehemalige kommunistische Offiziere und paschtunische Nationalisten schlossen sich ihnen an.«
 
Auch Mathias Bröckers von Telepolis schlägt in die selbe Kerbe, findet aber in seiner Reihe "The WTC Conspiracy weitaus deutlichere Worte. In dem Artikel Die netten Hursensöhne der USA: Hitler - Saddam - Bin Laden schreibt er ohne Scheu:
 
»6 Milliarden Dollar wurden laut CNN von den USA und den Saudis in Ibn Ladins Söldnertruppe investiert, die CIA war in den 80ern Gastgeber der ersten "Dschihad-Weltkonferenz" in New York, in 38 US-Filialen akquirierte das "Büro im Dienst der Heiligen Krieger" ebensolche für den Kampf. Es ist keine Verschwörungstheorie, dass Konspiration, Gewalt und Terror verborgene, aber selbstverständliche Mittel der US-Außenpolitik sind«
 
Dass diese »selbstverständlichen Mittel der US-Außenpolitik« bis in die jüngste Geschichte fortgesetzt werden, bestätigt Michael Michael Liebig in der Neuen Solidarität Nr. 38/2001. In Auftakt zum "Krieg der Kulturen" vertritt er die These einer Verfilzung von »islamistischen Terroristen« und »amerikanischen 'Mentoren'«:
 
»Welch eigentümliche Verbindungen zwischen Afghanzis und amerikanischen Diensten (oder Teilen davon) bestehen, beleuchtet der Fall des Ali Mohamed, der beschuldigt wird, bei den Bombenanschlägen von Nairobi und Daressalam 1998 beteiligt gewesen zu sein. Der aus Ägypten stammende Mohamed trat 1984 in die US-Armee ein, wo er bei den "Special Forces" in Fort Bragg bis 1994 diente. Gleichzeitig pflegte er intensive Kontakte zu islamistischen Terrorgruppen, in die sich nach 1989 in die "Afghanzis" verwandelten, und arbeitete eng mit Osama bin Laden zusammen. Die Grauzone eines fortdauernden Zusammenspiels ehemaliger Afghanzis, die zu islamistischen Terroristen wurden, mit ihren einstigen amerikanischen "Mentoren" muß bei der Beurteilung der Hintergründe der Ereignisse vom 11. September unbedingt berücksichtigt werden.«
 
Was folgt daraus? Dass Osama bin Laden und die Taliban ohne die Hilfe bestimmter Kreise aus den USA ihren heutigen Wirkungskreis nicht hätten aufbauen können? Der NZZ ist diese Frage in dem Artikel Die Golf-Araber und ihr Renegat bin Ladin folgende Bemerkung wert:
 
»Da die Amerikaner damals die Freiheitskämpfer unterstützten, bewiesen sie auch bin Laden Sympathien. Nach dem sowjetischen Abzug von 1989 kehrte Scheich Usama seine Waffen gegen den anderen Verderber der islamischen Welt: Amerika«
 
Bleibt die Frage, wie die »Freiheitskämpfer« zu Terroristen wurden und ob diese Begriffswahl nicht Tatsachen vertuscht, anstatt sie aufzudecken. Dieser Eindruck drängt sich auf, vor allem wenn Jürgen Burggrafs Analyse des Afghanistan-Konfliktes daneben gelegt wird. Bereits in der Ausgabe 2/98 von Wissenschaft & Frieden beschreibt er in Afghanistan - Die Entwicklung seit dem Najibullah-Regime die komplexe Struktur des Afghanistan-Konfliktes. Einleitend betont er:
 
»Als 1988 die Truppen der ehemaligen Sowjetunion Afghanistan verließen, hofften viele auf einen schnellen Frieden. Eine trügerische Hoffnung, wie sich zeigte. Ein riesiges Waffenlager hatten die Großmächte hinterlassen und gleich ein halbes Dutzend Staaten verfolgte in dem Vielvölkerstaat eigene strategische Interessen. In immer wieder wechselnden Koalitionen ging das grausame Morden bis heute weiter. Ein Ende des Bürgerkrieges ist trotz internationaler Bemühungen wenig wahrscheinlich.«
 
Ist es nun nicht befremdlich, wenn Christoph Schulte im Spiegel unter der Headline Aufstand gegen die Weltmächte suggeriert, daß der Einmarsch der »Sowjets« eine der Hauptursachen des Konflikts sei?
 
»1979 marschierten die Sowjets in das Gebirgsland am Hindukusch ein, um eine Ausbreitung islamistischer Mächte am Südrand ihres Imperiums zu verhindern. Sie installierten eine Marionetten-Regierung und provozierten so den Widerstand der islamischen Mudschahidin, die in der gesamten arabischen Welt Unterstützung fanden. Die Saudis schickten das Geld, die CIA die Waffen - da musste fast zwangsläufig eine islamistische Internationale entstehen.«
 
Weiterlesen:
Wer ist Osama Bin Laden? - Englisches Original
Wer applaudiert Usama bin Ladin?

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