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H.o.m.e
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WTC-Anschlag | 19 09 2001
Oliver Bechmann:
Ziel Weltenbrand?
Broder ist ja Jude und hat schon häufig im Spiegel und auch anderen
Publikationen polemisierend Stellung gegen - tatsächlichen oder
vermeintlichen - Antisemitismus der deutschen Linken und Liberalen
bezogen. Schreibstilistisch pflegt er immer die bissige Attacke, und
er legt auch diesmal den Finger in die Wunde so mancher
Selbstgewissheit der Linken ... Immerhin gibt/gab es ja eine recht
enge Verbindung der deutschen (extremen) Linken zu palästinensischen
radikalen Gruppen.
Ich kann es nachvollziehen, wenn er jetzt vorwirft, dass man die
Gefahren des islamischen Fundamentalismus nicht habe sehen wollen
bzw. dass es eine harte Reaktion jetzt brauche.
Ähnlich hat sich ja Scholl-Latour bei "Friedman!" im hessischen
Fernsehen ausgedrückt, ähnlich auch Thomas Schmid in der FAZ - und
allen ist gemein, dass sie darauf verweisen, dass Gesellschaften wie
der britischen und der französischen mit ihrer unvergleichlich
längeren demokratischen und rechtsstaatlichen Tradition "ein bißchen
Einschränkung" der Bürgerrechte in Krisen- und Kriegszeiten nicht
schlecht bekommen sei (vielleicht gerade weil sie eine längere
Tradition als Deutschland haben?!) ... mehr noch: dass Großbritannien
und Frankreich eben diese Tradition durchaus mit einer harten
Reaktion gegen jeden zu koppeln verstehen, der diese Tradition
beenden will...
Da mag man die Augenbrauen hochziehen und beispielsweise "Algerien?"
denken und an andere kleine und große Schweinereien europäischen
Post-Kolonialismusses - dennoch ist auch hier was Wahres dran.
Ich bin schon der Auffassung, dass es Menschen/Gruppen gibt, die
kompromisslos die Vernichtung anderer Menschen/Gruppen anstreben und
mit denen in keiner Weise ein rationaler Diskurs zu führen ist.
Fatalerweise führt das tatsächlich zur John-Wayne-Situation: wir oder
sie.
Mich machen denn auch weniger moralische als strategische Gründe
skeptisch gegenüber einem Militärschlag: Ist der "Weltenbrand" genau
das, was mit den Anschlägen ausgelöst werden sollte? Dafür spricht,
dass es keinen Bekenner gibt. Dafür spricht, dass Hass und
bedingungsloser Vernichtungswille zweifellos ein starkes Motiv sind
- aber könnte nicht dennoch ein übergreifend-strategisches dahinter
stecken: Die islamische Welt auf die Linie der Fundamentalisten
bringen... Konfliktherde an vielen Grenzen zwischen islamischer und
westlicher Welt schaffen? Unruhe und Unfrieden in die westlichen
Gesellschaften mit ihren vielen muslimischen Bürgern tragen?
Oliver Bechmann am 19.09.01 - Website: bechmann.org
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