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Lust auf Tat Mit 16 hat man noch Träume, aber auch einen unbändigen Tatendrang. Was dabei fürs Web herauskommen kann, erzählt Stefan Ernst im folgenden Apfel-Interview. |
KriT: Ich will nicht als wohlmeindender Opa das Interview eröffnen. Aber wie schafft Du es mit 16 Jahren eine inhaltlich so umfangreiche und kompetente Website wie Stuff4Free aufzubauen? Hattest Du Hilfe? Wenn ja, welche? Stefan: Stuff4free.de mache ich eigentlich mehr hobbymäßig - es ist für mich keine Arbeit, sondern eher eine nette Freizeitbeschäftigung. Ich selbst interessierte mich schon seit einiger Zeit für das Thema Webdesign, da dachte ich mir, dass ich mein Wissen vielleicht auch anderen zugänglich machen sollte. Hilfe hatte ich eigentlich keine, nur gutes Feedback bzw. Tips von anderen Webmastern. KriT: Wie ist das Projekt entstanden und was bietet es auf den Punkt gebracht? Stefan: Das Projekt ist eigentlich vollständig improvisiert. Ich habe weder eine professionelle Arbeitsumgebung, noch einen gut ausgestatteten Server zur Verfügung. Stuff4free.de sollte am Anfang mehr vorgefertigtes Material (stuff) bieten, z.B Bilder, Scripts etc., mittlerweile ist daraus aber mehr eine komplette Einstiegsseite für Webmaster geworden, auf der man so ziemlich alles finden kann, was mit Webdesign allgemein zu tun hat. KriT: Im Bereich "Webdesign Magazin" bietest Du einen von Dir aus dem Englischen übersetzten Text namens Zen of Web. Warum machst Du dir diese Mühe und wie klappt die Zusammenarbeit mit dem Autor Tony Karp? Stefan: Ich habe "Zen of Web" eigentlich nur ganz zufällig als englische Originalversion gefunden. Ich fand den Text ganz großartig, da er in groben Zügen fast alle Aspekte beim Webdesign umreißt. Ich dachte mir, ein solches Werk würde auf meiner Seite nicht schlecht passen - aber dafür musste ich natürlich den ganzen Text übersetzen. Da ich nicht an einem Stück alles abgearbeitet habe, habe ich dafür ca. 3 Monate gebraucht. Tony Karp hat mir dabei immer wieder Zwischenfragen beantwortet und beim Verständnis des etwas schwierigen Originaltextes geholfen. Im Deutschen habe ich den Text dann leichter verständlich gemacht, schließlich soll er ja eher dem Einsteiger dienen. KriT: Du bietest auf Deiner Site Einsteiger-Tutorials für Javascript und CSS. Wie lange hast Du daran gearbeitet und was ist Dir schwer und was leicht gefallen?
Stefan:
An dem Javascript-Tutorial habe während meiner verregneten Herbstferien gearbeitet. Das war eigentlich nicht so schwer vom Aufbau, ich musste mir aber immer neue Script-Beispiele überlegen - zum Glück hatte ich genug Fachliteratur zur Hand. KriT: Welchen Stellenwert haben solche Technologien wie Javascript und CSS im Web. Stefan: Für meine Website sind diese Techniken zum jetzigen Zeitpunkt elementar. Ich könnte mir nicht vorstellen, meine ganze Website in HTML 3.2 zu schreiben. Als ich angefangen habe, HTML zu schreiben, war der CSS-Standard schon entwickelt, deshalb habe ich CSS ohne Rücksicht auf die älteren Browser eingesetzt. Zum Glück wächst die Akzeptanz der neuen Browser, bleibt nur zu hoffen, dass auch der CSS 2-Standard bald umgesetzt wird. Vorerst sollten sich die Browserhersteller jedoch bemühen, CSS 1 vollständig zu implementieren, dies würde schon viele Probleme lösen. CSS wird in Zukunft elementar wichtig werden, wenn man sogar mit seiner Waschmaschine ins Internet kann. Schon jetzt muß man viele Kompromisse eingehen. »Ich könnte mir nicht vorstellen, meine ganze Website in HTML 3.2 zu schreiben.« KriT: Wie definierst Du kurz und knapp Webdesign und wie sieht seine Zukunft aus? Stefan: Webdesign ist für mich weniger »Design« als viel mehr eine neue Gestaltungsform. Oft wird es leider mißverstanden als »Design« - das Internet ist nicht da, um digitale Werbebroschüren zu entwickeln. Mich fasziniert beim Webdesign mehr die Interaktivität, die der Anwender zur Verfügung hat. Wer hätte vor 6 Jahren an die Möglichkeit des digitalen Meinungsaustausches gedacht? Ich bin gespannt, was uns in Zukunft erwartet - für das Internet kann man nichts prophezeien. KriT: Was nervt und erfreut Dich eigentlich am meisten am Feedback auf Deine Webarbeit? Stefan: Das meiste Feedback, das ich bekomme, ist sehr konstruktiv - man kann sich mit den Leuten unterhalten, man erfährt wichtige Aspekte: Was den Besuchern fehlt, was die Besucher stört. Ohne Feedback geht jede Website zugrunde. »Ohne Feedback geht jede Website zugrunde.« Leider mißverstehen die meisten Leute ein Feedback-Formular als ein Frage und Antwort-Formular. Ich bekomme andauernd Fragen zu ganz simplen Dingen wie z.B. »Was sind Frames«. Ich kann mir meine Besucher nun mal nicht aussuchen. Meine Website leidet auch besonders darunter, dass soviele Texte vorhanden sind, die auf jeder anderen Website auch ihren Platz finden, deshalb bekomme ich dauernd Anfragen, ob man meine Texte auf der eigenen Website verwenden dürfte. Mittlerweile stimme ich nur noch in Ausnahmefällen zu - ich möchte einfach nicht, dass meine Texte in zigtausend verschiedenen Versionen im Internet kursieren. KriT: Halten Deine Mitschüler, Eltern, Freunde und Geschwister Dich für verrückt? Dein Projekt kostet doch viel Zeit und wohl auch nicht wenig Geld. Und sicher hast Du auch viele E-Mails zu beantworten, geradezu ein Zeitfresser. Wie sind die Reaktionen auf Deine fleissige Webarbeit? Stefan: Es besteht (noch) kein so großes Interesse am Internet. Einige meiner Mitschüler haben zwar schon einen Zugang, können mit meiner Website aber verständlicherweise überhaupt nichts anfangen. Allerdings scheine ich in meinem Umfeld so langsam den Ruf des großen Computergurus zu tragen - vor dem Jahr 2000 bekam ich zig Anfragen, ob ich denn mal vorbeikommen könne, wenn was kaputt geht ;-). Zum Glück blieb alles heil - ich hatte einen geruhsamen Jahreswechsel. Beim Thema Zeit und Geld sieht es da anders aus: Mein Vater ist immer sehr an der Telefonrechnung interessiert, die leider in letzter Zeit immer teurer wird, zum Glück nimmt er es mit einigem Mißmut hin ;-) KriT: Verdienst Du Geld mit Deinem Service? Womit möchtest Du in Zukunft Dein Geld verdienen? Stefan: Eigentlich will ich meine Website nicht so großartig mit Werbung füllen, schließlich schränkt dies auch die Freiheit beim Design ziemlich eklatant ein. Ich sehe diese Website eher als eine Chance für mich: Da ich später vor allem im Bereich Webdesign einen Job suche, habe ich dann ein super Vorzeigeprojekt. Wer weiß, wie stuff4free.de in zwei Jahren aussieht? Das Projekt gibt es ja erst seit einem Jahr. KriT: Kommen wir zu Deiner Person. Auf Deiner privaten Site siehst Du Dich auf dem Weg zum »Denker und Genie«. Muss ich mich bald verbeugen oder hast Du auch noch andere normalsterbliche positive und negative Eigenschaften? ;-)) Stefan: Ich habe leider einen großen Hang zur Selbstdarstellung, daher rührt auch diese Zeile, obwohl Denker und Genie oft missverstanden werden: Ein Denker ist für mich nicht der, der viel, z.B. über eine Matheaufgabe nachdenkt, sondern der, der anders denkt. Ein Genie ist für mich der, der es schafft seine eigenen Ideen in die Tat umzusetzen. Viele versinken in einem verplanten Leben, ich will lieber meine eigenen Ideen umsetzen. »Viele versinken in einem verplanten Leben, ich will lieber meine eigenen Ideen umsetzen.« KriT: Was wünscht Du Dir für die Zukunft des Webs und welche Ratschläge gibst Du den Newbies und zahlreichen "Super-DAUs" im T-online- und AOL-Umfeld? *duck* *renn weg* Stefan: Ich hoffe, dass im Web in Zukunft weniger der erste, als vielmehr der zweite Blick zählt. Eine Website allein von der Aufmachung zu beurteilen, ist total falsch, viele sollten mehr hinter die Kulissen sehen und kritisch Inhalte analysieren. Bei den Newbies muß man differenzieren - den einen rate ich, von den Großen zu lernen. Andere sollten sich in Forendiskussionen mehr zurückhalten, ich selbst ärgere mich immer darüber, wenn irgendein Neuling Werbung ins Forum postet oder Fragen stellt, die sich auch nur beim oberflächlichen Lesen einer Referenz von selbst beantworten. Viele Newbies haben den Hang dazu, ihre Seite mit Countern, Gästebüchern, Buttons etc. vollzustopfen, sie sollten vielleicht etwas mehr Wert auf den Inhalt ihrer Website legen. Eine Site muß einfach individuell sein, schließlich schreibt man eine Biographie ja auch nicht mit vorgefertigten Sätzen. KriT: Zuguterletzt: Wie heißen Deine »Favoriten« zur Zeit im Webdschungel? Was zeichnet Sie aus? Stefan: Zu meinen Favoriten zählen natürlich viele Websites von Freunden z.B. webmasterzone.de, webmasters-heaven.de. All diese Webmaster sind übrigens in meinem Alter, deshalb haben wir eine Website namens nachwuchspages.de ins Leben gerufen, auf der wir jungen Webmastern helfen wollen, Ihre Ideen bekannt zu machen. Ein bekannter Designer hat mal gesagt, dass die besten Webseiten eigentlich von den Jugendlichen kommen, da sie viel ausprobieren können, was erwachsene Webdesigner vielleicht nicht machen. Ansonsten bin ich ein fleißiger Leser des Dr. Web-Magazins. Zu meiner Pflichtlektüre gehört natürlich auch kostenlos.de, schließlich brauche auch ich ab und zu mal neue Links. ;-) KriT: Vielen Dank für das nette Interview und weiterhin viel Erfolg mit Deinem Projekt. :-) |
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